2014

 

Wie schon 2012 und 2013, waren wir auch 2014 in Istanbul, auf einer kleinen Insel im Marmarameer, per Schiff eine halbe Stunde von der City entfernt.

 

So wie letztes Jahr, wollten wir auch dieses Jahr wieder per Bahn reisen.

 

Und plötzlich war alles ganz anders: Das Unbekannte vertraut, mit den ZugbegleiterInnen ein freudvolles Wiedersehen. Zuhause. Ein Teil von Zuhause. Unser Abteil war unser Zimmerchen auf Rädern. Unsere Nachbarn Fremde, die uns bald vertraute WeggenossInnen sein werden. Kurze Begegnungen am Gang, kurze Gespräche, oder auch mal ein freudvolles sich Kennenlernen, vielleicht bei einem Glas Bier im Bordrestaurant.

Der Blick aus dem Fenster. So stehen wir mal allein, dann fast alle, an den Fenstern im Gang oder im Abteil, wenn die Aussicht am schönsten ist, die Brise am frischesten, oder das Herz einfach die Weite sucht.

 

Ich werde meine Eindrücke und Empfindungen nicht wiedergeben können, aber ich will versuchen mit einigen Bildern und Filmen einen kleinen Einblick zu schenken in das Panoptikum unserer Reise durch den Balkan von Linz in Österreich nach Istanbul in der Türkei.

 

ISTANBUL 2014

Reisen mit Kindern

 

Reisebericht:

 

siehe unten, oder  pdf zum Downloaden

(Link auf Dropbox, bitte warten bis die Datei sich öffnet! Oder Hilfe)

 

Bilder & Videos:

 

Bilder & Videos der Türkeireise

 

Bilder und Videos der öffentlichen Verkehrsmittel in Istanbul

 

 

Verkehrsmittel:    Optima Express     ÖBB - Österreichische Bundesbahn

 

 

Nachhören 'Wegstrecken' von Erich Klinger auf Radio fro 30.09.2014

 

 

Ein weiterer Reisebericht (nicht von mir) findet sich unter weltenfinder.de


 

Beweggründe 6 – Reisen mit Kindern – Istanbul 2014

 

 

ISTANBUL 2014

Bilder und Text: Mag. arch. H. Pöschl, 2014

 

 

 

LOW SPEED – oder Aldi pauschal?

 

Es ist ein altbekannter Spruch, dass der Weg das Ziel sei. Nichts desto trotz sollte man sich aber nicht um die Weisheit und Bedeutung, die in diesem Spruch steckt, hinwegtäuschen lassen.

Wir neigen dazu die Qualität eines Weges fast ausschließlich nach Distanz und Zeitaufwand zu bewerten: 'Wie weit?' und 'Wie schnell bin ich am Ziel?'.

 

Distanz und Zeit in Relation gestellt führen fast unweigerlich zu Geschwindigkeit als resultierende Größe.

 

Angeblich gewinnen wir Zeit, wenn wir schnell an unser Ziel kommen. Reisen wird hektisch und strapaziös. Hauptsache möglichst kurz. Pünktlichkeit wird zum Dogma, ein verpasster Anschluss, ein Stau am Weg zum Flughafen zum Fiasko. Der Weg wird zur Hürde degradiert, zum Zeitverbrauch ohne Gewinn.

'Wie war die Fahrt?' 'Kurz.'

 

Der Weg als solcher hat da keine Bedeutung mehr.

 

Ihn vorrangig danach zu bemessen wie viel Zeit es beansprucht ihn hinter sich zu bringen ist etwa so, als würde man ins Kino gehen, mit der einzigen Erwartung, dass der Film möglichst schnell zu Ende sei.

 

 

Wege haben Potential und es braucht Zeit dieses zu erfahren. Es wird mir nicht gelingen auf der Autobahn in den Urlaub zu rasen und dabei malerische Städte zu entdecken. Nur, was habe ich erlebt, was erfahren, wenn ich stets nur ankomme, aber niemals reise?

 

Was wohl Goethe geschrieben hätte? 'Wir fuhren spät abends von Weimar ab, schlafen konnte ich nicht, aber wenigstens gab's keinen Stau. Bei meiner zweiten Reise nehme ich den Flug. Von Aldi. Pauschal.'

 

 

 

Wie wir reisen

 

Wir, das sind meine Frau, unsere drei Jungs im Alter von mittlerweile neun bis sechzehn Jahren und ich, haben uns nach unserer Flugreise 2012 entschieden, im Folgejahr wieder, aber diesmal per Bahn, nach Istanbul zu Reisen. Wir haben das dann 2013 auch gemacht und auf Grund der großartigen Erfahrung 2014 gleich noch einmal.

 

Die direkten Züge und Kurswagen aus Mitteleuropa an den Bosporus sind derzeit leider Geschichte. Die Namen der großen Züge sind längst verklungen, auch der berühmte Orient-Express ist nur noch Legende.

 

Wer heute per Bahn nach Istanbul reisen will, wird nicht umhin kommen mehrfach umzusteigen. Die Anschlusszeiten sind teilweise recht lang, teilweise zu kurz und ungewiss, um mit drei Kindern und viel Gepäck diese Variante zu wählen.

 

Glücklicherweise fand sich eine Alternative:

 

Der Optima-Express

 

 

Der Optima Express ist ein privat betriebener Autoreisezug von Villach nach Edirne, nahe der türkisch-bulgarischen Grenze, der auch Reisenden ohne Auto offen steht.

 

Es reisen größtenteils Familien aller Altersgruppen, die türkische Wurzeln haben und in erster, zweiter oder dritter Generation in Mitteleuropa leben. Die Leute kommen aus Rotterdam, Hamburg, Basel, Straßburg oder sonst woher und viele haben schon Anfahrten von tausend Kilometern und mehr hinter sich, bevor sie in Villach auf die Bahn wechseln. In der Türkei haben viele dann oft eben so lange Fahrten noch vor sich. Der Zug ist für viele schlichtweg Pause.

 

Sozusagen: Erholung auf Schienen!

 

 

Ich habe Eingangs schon erwähnt, dass wir Reisen für mehr als nur Ortswechsel erachten. Wir wollen etwas sehen, etwas 'erfahren'!

 

So laufen wir doch nicht zu Fuß, haben aber bei offenem Fenster stets die Nase im Wind und kosten den Duft der Landschaft. Den Blick frei auf die vorüberziehenden Dörfer, Städte, Gärten, Hinterhöfe, Straßen und Gassen, Menschen und Tiere. Wir sehen und erleben die stete Veränderung, die Wechsel der Landschaften, der Lebewesen und der Vegetation. Vom Mühlviertel bis ans Marmarameer.

 

 

 

DIE REISE - TAG 1

 

Von unserem Zuhause im Mühlviertel geht es los. Zu Fuß. Eine Viertelstunde zum Postbus und nach Linz. Dann via Salzburg mit dem Zug nach Villach.

Wie wird sich unser Zeitgefühl noch ändern! Der Railjet nach Salzburg hat zehn Minuten Verspätung, die Sorge um den Anschlusszug wächst, obwohl wir genug Reserve eingeplant haben. Bloß keinen Stress!

 

Ab Villach werden uns selbst drei oder vier Stunden Verspätung gerade noch ein Schulterzucken wert sein.

 

In Villach angekommen, wird noch einmal Proviant aufgefüllt. Auch reichlich Trinkwasser darf nicht fehlen, so wir nicht auf die Versorgung im Speisewagen angewiesen sein wollen.

 

Mit dem Taxi geht es zum Optima Express Terminal. Er ist fußläufig in zwanzig Minuten erreichbar, aber das Gepäck ist schwer und die Kinder sind müde.

 

Der Terminal ist gut zu erreichen, aber leider über die Website von Optima Tours nicht zu eruieren! Ich habe daher für potentielle InteressentInnen eine Infobox zu Optima Tours eingerichtet und einen Stadtplan mit genauer Wegführung hinterlegt.

 

OPTIMA EXPRESS - Terminal Villach – willkommen im Orient!

 

 

Für viele beginnt der Urlaub am Urlaubsort im Hotel. Für uns spätestens dann, wenn wir im Postbus sitzen. Den Urlaubsort erreichen wir in Villach, am Optima Express Terminal. Ich kann da meine spärlichen Türkischkenntnisse auffrischen und mich in einer Mischung aus Türkisch und Deutsch unterhalten – hätte ich gerade Zeit und Muße für Unterhaltungen! – man grüßt sich noch vorsichtig mit schüchternen Kopfnicken. Kinder rennen umher, man sitzt auf Bänken oder im Warteraum und trinkt Tee oder Kaffee, welche so wie hier, immer wieder auch kostenlos ausgeschenkt werden.

 

Am Terminal in Villach beginnt für uns der Orient. Hier ist eine andere Stimmung, ein anderer Umgang. Urlaub. Wir sind angekommen, die Reise kann beginnen!

 

Der Check-In erfolgt an einem Schalter, Wagen und Abteil werden zugewiesen und langsam verschwindet die lange Schlange vorzugsweise deutscher Limousinen in den zwei Reihen doppelstöckiger, geschlossener Autotransportwaggons.

 

Der Zug ist mit Personal, in Anzahl wie in Fähigkeit, Bemühen und Improvisationsgabe, hervorragend gerüstet. Für jeden Waggon scheint es einen Hauptverantwortlichen Begleiter oder Begleiterin zu geben. Es werden die Sanitäranlagen immer wieder gereinigt und mit Wasser versorgt. Der Zug ist in Anbetracht der Verhältnisse ausgezeichnet in Schuss. Ich würde ihn mit einer in die Jahre gekommenen, gut geführten Jugendherberge vergleichen. Klimaanlage gibt es glücklicherweise nur im Speisewagen, sie funktioniert, wie überall auf der Welt, ohnehin nur gelegentlich.

 

 

 

SLOWENIEN

 

Was ist das, Slowenien? Ich kenne es, aber sah es nicht! Slowenien ist Nacht. Wüsste ich es nicht besser, ich würde es glauben. Bislang war es stets Nacht, wenn wir durch Slowenien fuhren und da ich im Abteil immer ganz oben liege, habe ich auch nichts gesehen. Aber gehört und gefühlt! In scheinbar rasender Fahrt schien es durch Tunnels, über Brücken und Abgründe, Tal auf und Tal ab zu gehen. Wie im Traum, atemberaubend, abenteuerlich und wild!

 

 

 

TAG 2 – KROATIEN

 

Mich Frühaufsteher treibt die Neugier gleich nach dem Morgengrauen aus dem Bett. Ob wir Nachts Grenzkontrollen hatten weiß ich nicht mehr, jedenfalls befinden wir uns bereits in Kroatien und offensichtlich erreichen wir schon die Vororte von Zagreb. Planmäßige Halte gibt es für uns Passagiere nicht, dennoch stoppt der Zug in der Regel zumindest für wenige Minuten in den großen Bahnhöfen der Hauptstädte. Wie überall an der Strecke sieht man auch hier neue S-Bahn Garnituren westlicher Herkunft. Ebenso die Straßenbahnen und Busse der großen Städte.

 

Weiter geht die Fahrt!

 

Die Strecke durch Kroatien ist auch insofern von speziellem Reiz, als die in weiten Teilen noch sehr ursprüngliche Trassierung und die veraltete Gleistechnik mit guter Instandhaltung korrespondiert. Man scheint in rasendem Tempo und entsprechendem 'Tacka-ta-tack' durchs Land zu fliegen. Musik für alle, der Bahnfahrten lieben!

 

 

 

SERBIEN

 

Und immer wieder Grenzkontrollen. Die Serben sind beileibe nicht die einzigen, die an dieser Tradition festzuhalten pflegen. An Gepflogenheiten, wie sie bei uns vor Schengen üblich waren, etwa den Pass beim Schlafwagenschaffner abzugeben um nächtliche Kontrollen durchschlafen zu können, oder zumindest, dass Grenzkontrollen gemeinsam und während der Fahrt erledigt werden, ist nicht zu denken. Grenzaufenthalte summieren sich wohl zum Viertel der Reisezeit. Wenn sie wenigstens unterhaltsam oder schön wären, die Grenzaufenthalte! Man übt sich in Geduld. Was soll's? Nur auf eines muss ich hier hinweisen: Vor den Grenzen müssen die Toiletten versperrt werden, weil die Grenzer es nicht lieben, wenn man ihnen vor die Füße kackt. Ich habe die Kinder also angehalten ihre Geschäfte stets rechtzeitig zu erledigen. Man kann nie wissen!

 

 

Ich wollte aber dieses Intermezzo keinesfalls den Serben anhängen, deshalb noch einmal:

 

 

 

SERBIEN

 

Der serbischen Grenze folgt eine Veränderung auf den Fuß: War bislang vieles sehr alt und einiges ganz neu, so hat man in Serbien den Eindruck, dass vieles im Entstehen war und dieses abrupt beendet wurde. Halbfertige Brücken, verfallende Fabriken. Eine Bahnhofsbaustellenruine 'Centrum' in Belgrad: Hier beschleicht einen sehr unwohl der Verdacht, dass wir, der Westen, diesem letzten sozialistischen Staat in unserer Mitte, ein Aus bescheren wollten. Mit Bomben. Was schließlich auch mit diversen Blutvergießereien gerechtfertigt und dann exekutiert wurde. Neben den aufregenden Bau-Relikten eines relativ sozialistischen Landes, wachsen jetzt zaghaft die ersten uniformen, immer und überall gleichen, monotonen, billig, dumm, bunt wirkenden Bauwerke der neoliberalen Konsumgesellschaft. Mach kaputt, was Dich kaputt macht? Denkste!

 

Serbien war traurig für mich: Schlechtes Gewissen und das Gefühl, dass alles was sich auch hier ändern wird, nichts Besseres bringt.

 

Die Strecke durch Serbien ist sehr unterschiedlich beschaffen. Teilweise in sehr gutem Zustand oder im Ausbau befindlich, teilweise so restlos desolat, dass man schon genau aufpassen muss, um festzustellen ob der Zug tatsächlich noch fährt.

 

 

 

BULGARIEN

 

War es Serbien, oder doch schon Bulgarien? Wir erreichen Nis [Nisch] und damit einen mehrfach interessanten Ort. In Nis erfolgt wieder mal einer der zahlreichen Lokwechsel und ab hier geht es mit Dieseltraktion Richtung Gebirge weiter. Direkt bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof passieren wir drei schöne, völlig verrostete Dampflokomotiven. Die Fahrt durch die Stadt geht über bunt beleuchtete Kreuzungen und entlang belebter Straßen. Dann donnert der Zug unter stetem Heulen des Signalhorns in die sich senkende Nacht. Die Menschen, die Straßen, das bunte Treiben: Es ist noch weit, doch unübersehbar kommen wir dem Ziel näher!

 

Es hat drei Fahrten gebraucht, ehe wir bei der Rückfahrt unserer zweiten Reise die Schlucht bei Nis endlich bei Tag passierten. Wenige Meter Talsohle teilen sich Fluss, Bahn und Straße, flankiert von senkrecht aufragenden Felswänden.

 

Und wieder die Sorge, nein die Ahnung: All die Autobahnbaustellen, die die Reise durch den Balkan begleiten und die kilometerlangen Eisenbahnbaustellen, wie lange wird es wohl dauern, ehe gerade die schönsten und wildesten Streckenabschnitte Umfahrungen und Tunnels zum Opfer fallen werden?

 

Die Geschwindigkeit wird auch hier ihren Tribut holen!

 

 

 

TAG 3 – BULGARIEN

 

Bulgarien ist gezeichnet vom Beitritt zur EU. 'Nomen est Omen': Er scheint tatsächlich mit treten und getreten werden zu tun zu haben.

 

Wie ein Freund und häufiger Portugalreisender vor vielen Jahren über Portugal sagte: Mit der EU wurde das Land von Autobahnen überrollt. So gilt selbiges für Bulgarien. Hier sieht man ganze Ortschaften ohne feste Straßen, aber daneben Autobahnbaustellen und Neubaustrecken der Bahn.

 

 

Sofia, die Hauptstadt Bulgariens, haben wir in den frühen Morgenstunden erreicht. Ein riesiger Bahnhof und noch viel weitläufigere Bahnanlagen im Vorfeld. Es sieht schon aus wie in Europa: Brachliegende Bahnanlagen, daneben Neubaustrecken. Das halbe bulgarische Bahnnetz scheint eine Baustelle zu sein und die ausführenden Firmen tragen die selben Namen wie bei uns. Es werden die Wege für die Güterströme in die EU errichtet.

 

Hinter Sofia geht es über eine Hochebene, flankiert von Bergen, und dann in wilder Fahrt hinab: Von zwei E-Loks gezogen, - oder gebremst? - stürzt sich der Zug durch ein wildes, bewaldetes Tal in die Tiefe. Gespenstische Szenen im Nebel, dann immer wieder Fabriken. Stillgelegt, verlassen. Es wird neue Herrschaft kommen und Fabriken. Da und dort schon der Vorgeschmack: Bekannte westliche Namen auf den immer gleichen, bunt-banalen Hallenbauten.

 

 

Die bulgarische Gleislegetechnik ist interessant: Betonschwellen und geschraubte Schienenstöße auf Holzschwellen: 'Tacka-ta-tack de luxe'!

 

 

Wir erreichen Septemvri. Leider bekomme ich die berühmte Schmalspurbahn, die ich nur zu gerne einmal befahren würde, Kehrtunnels und vieles mehr gäbe es hier zu erleben, nicht zu Gesicht. Hoffentlich existiert diese Bahn noch länger!

 

Baustellenbedingt werden wir umgeleitet. Wir sollten, theoretisch, wenn man sich der Illusion hingibt, dass ein Fahrplan über fast 1.500km durch den Balkan einzuhalten wäre, gleich am Ziel sein. Schon am Morgen habe ich wiederholt über unsere Crew gestaunt: Bei allem ehrlichen Bemühen, ein Gefühl für Zeit haben diese Damen und Herren nicht. Über die noch morgens angekündigte, völlig unrealistische Ankunftszeit, konnte ich nur verwundert den Kopf schütteln.

 

Bis in den Nachmittag hinein umfährt unser Zug auf einer Regionalstrecke eine Großbaustelle. An jedem Bahnhof kreuzt ein Güterzug, ich bin ehrlich überrascht, wie reibungslos alles läuft.

 

Die Grenze zur Türkei ist ganz plötzlich erreicht und wie zum Hohn für Reisende und Zöllner verbreitet eine offenbar nahe gelegene Schweinemast einen erbärmlichen Gestank. Die armen Viecher!

 

Nur wenige Kilometer trennen uns noch von der Türkei. Unsere Ludmilla, auch Taiga-Trommel genannte Diesellok donnert dem Ziel entgegen.

 

 

 

TÜRKEI – fast am Ziel

 

Die türkische Grenzstation Kapikule ist erreicht und hier zeigt sich wieder, dass die Türkei anders ist: An sämtlichen Grenzübergängen dieser Reise wird nicht gestattet den Zug zu verlassen und wenn, dann würde sich nichts lohnendes finden. Anders in Kapikule. Die Grenzformalitäten sind ebenso grotesk und überflüssig wie sonstwo, werden aber hier im Bahnhofsgebäude und nicht im Zug abgewickelt. Alle verlassen den Zug und während und nachdem die Reisenden auf den einen anwesenden Zollbeamten anstürmen oder sich an den Brunnen waschen – was für eine Wohltat! - machen draußen Duty-Free und Buffet das Geschäft des Tages. Die schönste Wartezeit der Reise. So sinnvoll kann Warten sein!

 

Mit einer Diesellok am Haken geht die Reise weiter ins nahegelegene Edirne, einer Provinzstadt von gut zweihunderttausend Einwohnern, der Endstation des Optima Express'.

 

Wem sich eine Übernachtung in Edirne anbietet, der sollte diese Gelegenheit dankbar annehmen. Eine schöne, gepflegte, angenehme und ruhige Stadt. Wir hatten mit etwa sieben Stunden Verspätung Gelegenheit eine Nacht in Edirne zu verbringen.

 

 

Die Bahnstrecke von Edirne nach Istanbul war die letzten drei Jahre praktisch nicht befahrbar. Sie wird ausgebaut. Wie mir scheint und zu meiner Überraschung, nur eingleisig. Man darf aber gespannt sein was hier tatsächlich entstehen wird. Üblicherweise machen die Türken da keine halben Sachen.

 

 

Von Edirne aus geht es per Bus weiter nach Istanbul. Der Busbahnhof ist mit dem Taxi in fünfzehn Minuten erreicht. Es gibt verschiedene Busunternehmen und keinen gemeinsamen Fahrplan. Die Tickets kauft man am Schalter einer Busgesellschaft seiner Wahl. Nach Istanbul fahren ausreichend Busse und die zweihundertfünfzig Kilometer werden in komfortablen Fahrzeugen mit TV und Kopfhörer an allen Sitzen und wenig Aussicht auf Aussicht, auf mehrspurigen Autobahnen zurückgelegt. Nur man höre und staune: Was bei unseren Zügen angeblich nicht mehr finanzierbar ist, in den Bussen gibt es zwar auch keine Schaffner, aber einen Steward und Bordservice! Was diese meist jugendlichen Stewards verdienen, wage ich aber nicht zu fragen!

 

Und noch etwas: Bremst der Bus abrupt und bleibt er am Pannenstreifen stehen, dann bisweilen nicht wegen technischer Gebrechen, sondern wegen Passagieren, die zum Zustieg an der Strecke, einfach einen Bus anhalten!

 

 

 

ISTANBUL

 

Eine Stadt von der man annimmt, dass sie zumindest fünfzehn Millionen Menschen ein Zuhause gibt, beginnt im Irgendwo. Hochhäuser auf freiem Feld, nicht einzeln, sondern in Gruppen. Shoppingmalls, darüber Wolkenkratzer. Häusermeere und der Blick auf das Marmarameer. Und irgendwann dann tatsächlich Istanbul. Immer noch endlos, aber dicht und voller Leben!

 

Wer meinte, der Busbahnhof in Edirne sei riesig, hat den in Istanbul noch nicht gesehen. Im Untergeschoss befährt der Bus das Gebäude, wühlt sich in einer Kolonne aus seinesgleichen durch dessen Eingeweide, in denen sich Abstellplätze und Werkstätten befinden, nach oben und erreicht dann über Rampen ein unüberschaubares Gewimmel von Bussen, die hinter den um einen weiten Platz gruppierten Abfertigungsgebäuden, zu ihren Terminals drängen.

 

Im Zentrum des Busbahnhofs ein weitläufiges Gebäude unter dem man direkt die Metro in die Innenstadt besteigen kann.

 

 

 

SCHLUSS UND MEHR

 

Ich habe Eingangs von Eindrücken und Zeit gesprochen. Ich hätte auch von Fakten berichten können, wollte aber mit diesen vielen Worten, zumindest ein wenig von der Fülle der Eindrücke und ein paar Informationen wiedergeben.

 

So ferne jemand weiteres Interesse an diesem, sowie weiteren Texten, Bildern und Videos hat, so sind diese auf meiner Website www.motimotion.jimdo.com zu finden.

 

 

Unsere Reise ging dann weiter, per Metro, Straßenbahn und Schiff, auf eine der Prinzeninseln.

 

Ein Inselchen mit fünfhundert Einwohnern im Winter und zwanzigtausend Einwohnern im Sommer.

 

Eine Insel im Marmarameer, ohne Autos und mit Blick auf die Millionenstadt Istanbul.

 

 

Es ließe sich noch viel über Istanbul erzählen, sehr viel, auch über den Verkehr dieser Riesenstadt. Die zweitälteste (Standseil-) U-Bahn am europäischen Kontinent, ein Straßenbahnrevival, U-Bahnen noch und nöcher, ein Metrobussystem auf dem auch Doppelgelenkbusse verkehren, Seilbahnen, Standseilbahnen, historische Straßenbahnen, Schiffe, Fähren, Katamarane, Hochgeschwindigkeitszüge und last not least der Bahntunnel unter dem Marmarameer.

 

 

 

Zu viel für hier, zu viel für jetzt.

 

Mehr ab heute auch auf meiner website www.motimotion.jimdo.com

 

 

 

Folgender Abschnitt ist noch in Arbeit:

 



Kein Problem, wir haben Zeit genug!

Aus dem Mühlviertel nach Linz.

Der Schichtbus steht im Stau.

Linz Hauptbahnhof - Im Railjet nach Salzburg.



Aus dem kühlen, grünenden Norden, von Linz über Salzburg, quer durch die Alpen, nach Villach zum eigentlichen Ausgangspunkt unserer Reise.

 

Der Railjet erreicht Salzburg mit einigen Minuten Verspätung. Eigentlich nicht der Rede wert, aber auf Grund des Anschlusszugs bin ich doch nervös (wir würden aber auch mit dem nächsten Zug unser Ziel spielend rechtzeitig erreichen)

 

Ich versuche wichtige Umstiege immer großzügig anzulegen. Die Zeit kann für Einkäufe und Bewegung gut genutzt werden und erspart unnötigen Stress.

Alles klappt wunderbar, weiter geht es Richtung Süden ...

 

Diese Burg hat eine besondere  Geschichte für mich

Mit Blick auf die Alpen - schöner geht's nicht!